Paddeltour Schären Südostschweden  


von Karlskrona nach Pukavik 2. bis 9.10.2016

(Blekinges Schären)

Fotos: Alexander Jung und Klaus Zobel


Anknüpfend an eine alte Tradition wollten mein Paddelfreund Klaus und ich im Oktober wieder eine Tour in der Ostsee unternehmen. Die Wahl fiel auf das Paddelgebiet in den Schären im Südosten Schwedens (Blekinge). Unsere Planung stimmten wir ab auf die üblicherweise vorherrschenden Westwinde. Geplant war von Pukavik im Westen nach Karlskrona im Osten zu paddeln und wenn es die Zeit noch erlauben sollte eine Schleife bis zum Kalmarsund  im Südosten. Die Rückholung des Autos ließe sich unkompliziert über öffentliche Verkehrsmittel bewerkstelligen.


Zelt, Schlafsäcke und alles zum Campieren, sowie Nahrungsmittel hatten wir für 9 Tage in den Kajaks dabei.

 

Der Wetterbericht am Tage der Abfahrt verkündete allerdings nichts Gutes: Der Wind sollte am Ankunftstag auf Ost drehen und dann mit Windstärken von Bft 5 bis 6 und in den Böen sogar 7 auffrischen in Begleitung mancher Regenschauer.

Das Wetter ist so wie es ist. Am Ankunftstag regnete es in Strömen und wir planten flexibel die Paddeltour anstatt von West nach Ost in entgegengesetzte Richtung durchzuführen.


Es ist nicht sehr stimulierend die Kajaks im strömenden Regen zu bepacken mit der Aussicht auf eine ungemütliche und feuchte Nacht. Ein Warten im Hafen von Karlskrona bis der Regen aufhört, hätte viel Geduld erfordert... und die hatten wir nicht. Wir waren schließlich hier hergekommen zum Paddeln! Also zogen wir los.  


Wir folgten der Küste Richtung Osten möglichst nah am Ufer, um vom  Wind möglichst wenig abzukriegen. Der Wind hatte auf Nord gedreht und in Ufernähe war er stark abgebremst durch die dichte Vegetation. Wir kamen deshalb relativ gut voran.  Am späten Nachmittag suchten wir ein Plätzchen zum campieren, was sich als schwierig erwies. Das Plätzchen musste im Windschatten, eben und so groß sein, dass das Zelt dort aufgestellt werden kann.  Außerdem wurde es hier bereits sehr früh dunkel, d.h. um 18:30h war es bereits stockdunkel! Unsere Auswahlkriterien wären i.d.R. nur auf den Grundstücken der zahlreichen Sommerhäuser der Schweden erfüllt gewesen, die die Schären säumen wie die Perlen an einer Kette. Rechtzeitig fanden wir eine offene Sommerumkleidehütte mit Badestrand, wo wir aussetzten.






Glücklicherweise tauchte ein Schwede auf, der keine Einwände gegen eine Übernachtung äußerte.

Das  war angesichts der widrigen Umstände purer Luxus im Trockenen schlafen zu können. Und der Wind, der durch die Hütte zog, hatte über Nacht unsere Wäsche und Trockenanzüge getrocknet.   


Der nächste Tag wurde besser, zumindest was den Regen betraf. Der Wind richtete sich örtlich stark nach der vorhandenen Topographie, d.h. die Fjorde waren hauptsächlich Nord Süd ausgerichtet, sodass der Wind i.A. aus Norden blies. Wir paddelten auch heute wieder möglichst im Windschatten und in den offenen Bereichen - beim Queren der Fjorde - kriegten wir die volle Wucht des Windes heftig zu spüren. Die 2. Nacht verbrachten wir auf der kleinen Insel Varö. Hier fanden wir ideale Bedingungen zum Campieren vor. Abends riss der Himmel auf und wir hatten einen prächtigen Sonnenuntergang, der kitschiger nicht inszeniert werden könnte!


Ab hier beschlossen wir wieder, Richtung Westen umzukehren.  Ein Paddeln weiter Richtung Kalmarsund wäre wegen der Rückkehr eine üble Knüppelei  gegen die vorherrschenden Winde aus Nord bzw. Nordost geworden.

Und außerdem konnten wir den einen und anderen Ostwind gewinnbringend einsetzen. Wir paddelten um Karlskrona im Norden und auf der Insel Dragsö fanden wir wieder ein idyllisches und geschütztes Plätzchen.



Am nächsten Morgen hatten wir den Danmarksfjärden zu queren. Der ablandige Nordost Wind hatte in Fjordmitte hohe Wellen aufgebaut und die weißen Schaumkronen, die vor dem Wind hergetrieben wurden, sahen aus wie ein gewaltiger reißender Strom und den galt es zu durchqueren.


Diese Situationen sollten sich auch in den nächsten Tagen  wiederholen:

Wir paddelten strategisch: wir hatten die Absicht, an den schmalsten Stellen zu queren, i.A. 1 bis 3 km offenes Gewässer, um dann im Schutze der Leeseiten weiter zu paddeln, ohne sich verausgaben zu müssen.

Letztendlich hatten wir über den gesamten Zeitraum Nord oder Nordost Wind. Leider kamen wir zu wenig in den Genuss eines reinen Ostwindes, der uns mühelos voran geschoben hätte.


Die Navigation in diesem Labyrinth von Schären ist eine ganz besondere Herausforderung. Wir haben sie mit topographischen Karten im M 1: 30´000 und Kompass bewerkstelligt. Voraussetzung war gute Sicht und die hatten wir, bis auf einen Tag, fast immer.


Erwähnenswert waren auch die zahlreichen idyllischen Plätzchen auf den Schären bzw. dem Festland, an denen wir Pausen einlegten. Da wir windgeschützte Plätzchen ansteuerten, pausierten wir häufig in offenen Buchen- und Eichenwäldern. Der Boden war durchsetzt mit bemoosten


Steinen, gefallenem herbstlich verfärbten Laub und kleinen Sträuchern. Die Bäume, insbesondere die Eichen, waren knorrig und gezeichnet von unwirtlichen Bedingungen. Manchmal glaubte man Unwesen zu erkennen, die sich in diesen Urwäldern herumtrieben.


Nicht immer fanden wir geeignete Plätzchen in der Natur zum Campieren. Sei es, dass sie, wie zuvor beschrieben, ungeeignet waren oder dass es Bereiche waren, die unter Naturschutz standen. Zweimal mussten wir in einer Marina campieren, nachdem wir uns die Erlaubnis dazu eingeholt hatten. Die Schweden haben dafür viel Verständnis, zumal die Schären stark zersiedelt sind.


Auf unserer Paddeltour hatten wir auch einige Paddler-Highlights: Die Umrundungen des Kaps zwischen dem Tromptöfjärden und dem Tummafjärden, sowie des Südkaps der Insel Tärnö. Hier waren besonders hohe Wellen in einem sportlichen Ritt zu nehmen. Und nicht zuletzt sind die farbenprächtigen Sonnenuntergänge zu erwähnen, die uns fast jeden zweiten Abend viele „Ah´s“ und „Oh´s“ entlockten.


Auch möchte ich die Umrundung der von Tjärö (sprich: „schärö“) hervorheben. Sie ist der Stereotyp aller Schären angesichts der besonders prominenten rundlichen und glatt geschliffenen Granitfelsen sowie dem Bewuchs mit Mischwald.


Das Wetter war letztendlich in der Rückschau sehr durchwachsen: Regen gab es zum Anfang und zum Ende, sowie immer wieder einzelne Regenschauer zwischendrin. Der starke Wind sorgte dafür, dass sich die Wolkendecke kontinuierlich veränderte und auch der Sonne gelegentlich einen Durchlass ermöglichte. So hatten wir alles, was ein Seewetter im Herbst zu bieten hatte. Die Temperaturen lagen tagsüber bei 12°C , morgens bei 8° C und nachts nicht unter4°C.







Im Nachhinein war festzustellen, dass die mehrtägige Wetterprognose, bis auf geringfügige Abweichungen, für die ersten 4 Tage relativ verlässlich stimmte und selbst für die darauffolgenden 4 Tage immer noch im Trend liegende Aussagen lieferte.


Weitere Fotos und Clips können in der Fotogalerie angesehen werden.



Alexander Jung


Fakten:



  • Die gepaddelte Gesamtstrecke betrug  ca.150 km.

           Die mittlere Tagesstrecke betrug ca. 20 km.

           Die maximale Tagesstrecke betrug ca. 25 km


  • Wetterbericht kann für 9 Tage im Voraus bei Windfinder ausgedruckt werden.