Radtour Kambodscha / Laos


von Poipet nach Houay Xai

 9.1. bis 20.3.2018



Die Tempelanlage Ta Prohm ist besonders eindrucksvoll: sie ist eine phantastische, labyrinthische Ruine, die man aus dem Würgegriff der mächtigen Urwaldriesen zu lösen versucht hat. Sonst hätte sie die Natur vollständig zurückgewonnen.



Die Besichtigungen sind strapaziös wegen der großen Hitze und der unzähligen Touristen. Und irgendwann wird man davon auch „satt“. Dennoch sind diese Anlagen ein absolutes „Muss“.



Nach Besichtigung der Roluos Gruppe fahren wir weiter auf asphaltierten Nebenstraßen zu der Tempelanlage Beng Mealea. Diese Anlage hat uns besonders beeindruckt. Ihr Zustand ist noch so wie Mitte des 19. Jhd. vorgefunden. Es wurde, bis auf ein paar zur Begehung notwendige Holzlaufstege, nichts verändert. Sie ist in großen Teilen verfallen und voll im Würgegriff mächtiger Baumwurzeln, die das Drama des Zerfalls deutlich vor Augen führen.



Von Don Det geht es über kleine Wege und kleine Fähren weiter über die Insel Don Som zur Insel Don Khong.


Immer wieder werden wir auf unserer Tour mit dem omnipräsenten Müll konfrontiert, der ein neuartiges und ungelöstes Problem sowohl in Kambodscha als auch in Laos darstellt.


Als nächstes Ziel haben wir, in Fahrtrichtung linksufrig vom Mekong, Wat Phou anvisiert. Anlässlich des 1.Vollmondes im neuen Jahr wird dort ein großes buddhistisches Fest abgehalten. Zufälligerweise kommen wir an diesem Tag dort vorbei.


Ein Menschenmeer von Gläubigen bevölkert das Wat. Über Lautsprecher werden Gebete, Werbung und laute Musik verbreitet. Es ist ein unglaublich buntes Treiben. Die Ruinen selber sind wenig spektakulär, aber die Lage und die festliche Inszenierung machen sie zu etwas Besonderem.









Wir fahren weiter durch dünn besiedelte Gebiete. Die Route nach Stung Treng wählen wir so, dass wir abends immer in einem Guesthouse übernachten können. Wir haben Tage mit Temperaturen bis 43°C, einhergehend mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit. Gelegentliche Brandrodungen längs der Straße erschweren zusätzlich das Fahren. Zum Glück ist Kambodscha flach wie ein Teller. Auf unserer Strecke gibt es keine nennenswerten Steigungen. Die Überquerung des Mekongs ist überwältigend, alleine schon wegen der Mächtigkeit des Stromes. Von Stung Treng bis zur laotischen Grenze sind hauptsächlich staubige Lateritpisten zu fahren. Dagegen wird man in Laos mit einer guten, kaum befahrenen Asphaltstraße empfangen. Unser nächstes Ziel ist eine der „4000 Mekonginseln“, nämlich Don Det.



Zuvor besichtigen wir den Mekong-Katarakt Khonephapheng. Die Flusslandschaft weist hier eine Breite von 11,2 km auf. Die breiteste Kronenlänge des Khonephapheng  liegt bei 2 km und hat einen Höhenunterschied von 15 m. Ein einmaliges und gigantisches Naturschauspiel.



Don Det bietet für wenig Geld eine gute touristische Infrastruktur, die viele Traveler zum Chillen bzw. Abhängen anlocken. Darüber hinaus gibt es viel zu entdecken, wobei uns die Fahrräder sehr nützlich sind: die Besichtigung weiterer Mekong Katarakte zwischen den Inseln und einige Bauwerke aus dem 19. Jhd., die der Überwindung der Katarakte dienen sollten.





Von Pakxe fahren wir in einer großen Schleife auf das Bolaven Plateau. Die großen Hauptstraßen sind stark befahren. Wenn es möglich ist, fahren wir auf Nebenstraßen. Allerdings sind das holprige Lateritpisten, dafür ohne Verkehr. Die Pisten sind i.d.R. nicht auf unserer Straßenkarte eingetragen, aber die App „maps.me“ führt uns ausnahmslos sicher zu unseren Zielen.


Das Bolaven Plateau befindet sich auf 1000 bis 1300 müM. Das Klima ist moderat und nach der Hitze in den Niederungen für uns sehr angenehm. Die Landschaft ist abwechslungsreich und es liegen viele interessante und sehr unterschiedliche Wasserfälle auf unserer Route, von denen wir uns einige anschauen bzw. nutzen, um gelegentlich ein erfrischendes Bad zu nehmen.


Auf dem Bolaven Plateau wird hauptsächlich Maniok und Kaffee angebaut. Bei der Gelegenheit haben wir viel über den Kaffeeanbau erfahren.




Zurück in Pakxe trennen sich Olgas und meine Wege. Olgas verfügbare Zeit ist zu Ende und ich fahre alleine Richtung Norden weiter. Ich folge zunächst der Hauptstraße, da sie recht wenig Verkehr hat, asphaltiert ist und einige Guesthäuser zum Übernachten vorhanden sind. Die Strecke verläuft mehr oder weniger parallel zum Mekong, aber leider ohne Sichtbeziehungen. Die Landschaft ist wenig abwechslungsreich, die Felder sind oft nicht bestellt und vertrocknet. Ab Pakxong verlasse ich die Hauptstraße und fahre bis Thakhek nur auf Nebenstraßen. Auf dieser ganzen Strecke fällt mir wieder der überall herumliegende Müll unangenehm auf. Insgesamt ist die Fahrt dröge und wird nur in den Städten Savannakhet und Thakhek mit Annehmlichkeiten unterbrochen.


Von Thakhek aus bin ich über die "Brücke der Freundschaft lll" nach Thailand in die Stadt Nakhon Phanom gefahren, um ein neues Visum für Laos zu besorgen. Die nähere Umgebung von Thakhek ist geprägt von einer reizvollen Landschaft bestehend aus bewaldeten Karstbergen. Die Täler sind eben und es lohnt sich einige von den in Reichweite der Hauptstraße Nr.12 liegenden Karsthöhlen zu besichtigen. Es sind nicht die Superlative, die einen erwarten, aber durch ihre Verschiedenartigkeit irgendwie reizvoll. Die Weiterfahrt auf der Nr.12 durch diese wunderschöne Karstlandschaft ist abwechslungsreich und die sich zum Stausee steil hochwindende Straße fordert gelegentlich kräftige Beinarbeit. Es ist eine schöne Fahrt durch die vom Stausee veränderte Landschaft mit den abgestorbenen Bäumen, die wie Zahnstocher im Wasser stehen. Gelegentlich sehe ich Relikte aus dem sog. „Geheimen Krieg“, wie z.B. schnittige Langboote recycelt aus erbeuteten B52-Treibstofftanks.


Das nächste Ziel ist für eine Karsthöhle der Superlativ schlechthin: Tham Konglor. Die Höhle hat Ausmaße, wie ich es noch bei keiner anderen erlebt habe. Sie ist 6,2 km lang und nur mit einem Boot passierbar...mit einigen Hindernissen. Man durchfährt sie quasi wie einen Tunnel. Es ist Eintauchen in eine ganz andere Welt...die Unterwelt. Die perfekte Kulisse für einen James Bond Film! Die Höhle zeichnet sich nicht so sehr durch eine Anhäufung interessanter Stalagmiten bzw. Stalaktiten aus, sondern durch eine abwechslungsreiche Tunnellandschaft mit gewaltigen Spannweiten bis über 100 m, kathedralenartigen Erweiterungen und mit lichten Höhen in denselben Dimensionen. Die Wände sind graues Karstgestein und werden nur durch die mitgeführten Kopflampen leicht aufgehellt...ein unheimliches Spiel von Licht und Schatten. Der Steuermann fegt mit traumhafter Sicherheit durch diese düstere Unterwelt ohne Steinberührung und hat oft nur zwei Fingerbreit Wasser unter dem Kahn....Wow!


Die Weiterfahrt auf der Hauptstraße Nr.8 ist wieder sehr fordernd durch steile und kurvenreiche Abschnitte. Zu meinem Glück geht es durch eine abwechslungsreiche Karstlandschaft mit viel Augenfutter, die einen die Anstrengungen nachrangig erscheinen lassen. Das Teilstück auf der anschließenden Nr.13 ist wie gehabt...etwas dröge.


Ab Pakxan nehme ich wieder Nebenstraßen und fahre über Thathom in das Gebiet mit den höchsten Bergen von Laos.


Nach dem Abzweig nach Anouvong geht es richtig zur Sache: Die holprige Lateritpiste ist eigentlich nur mit geländegängigen Fahrzeugen zu befahren. Sie ist extrem steil, staubig, und in vielen Abschnitten unbefestigt, so dass  ich schieben muss, und das häufig! Auf halbem Weg werde ich von zwei sintflutartigen Starkregenschauern überrascht. Die lehmige Fahrbahn verwandelt sich im Nu in Schmierseife und der zähe Lehm stollt an den Reifen, so dass ein Weiterfahren nicht möglich ist.


Es war auf der Radtour der längste und anstrengendste Tagesabschnitt: an diesem Tag musste ich außerdem in der Summe ca. 2000 Hm bewältigen.








In Anouvong werde ich auf der Straße von einem Polizisten in Zivil zur Registrierung meiner Person auf das Revier gebracht. Ich erfahre, dass ich mich unerlaubter Weise in einer „Restricted Area“ aufhalte. Freundlich und bestimmt wird mir zu verstehen gegeben, dieses Gebiet unverzüglich zu verlassen. Die Gründe dafür erfahre ich nicht. Sobald die Straßen wieder angetrocknet sind, fahre ich aus dem Spannungsgebiet. Über den Stausee Nam Ngum 2 gelange ich mit einer Fähre zu der Anschlussstraße nach Vang Vieng.


Vang Vieng ist ein touristischer Durchlauferhitzer. Überall treten die Touristen in Mengen auf: Asiaten, Langnasen, alle sind da...! Alles ist kommerzialisiert. Tagsüber Massenbespaßung auf dem Fluss und abends Party in den Kneipen. Ich nutze die touristische Infrastruktur und die Zeit hauptsächlich, um mich wieder satt zu essen. In den Tagen zuvor war meine Kost mager und eintönig. Zur Ehrenrettung der Stadt muss ich aber hinzufügen, dass sie wunderschön in einer hügeligen Karstlandschaft liegt, und es lohnenswert ist, die eine oder andere Sehenswürdigkeit außerhalb zu besichtigen.


Für die Fahrt über die Bergstraße nach Luang Prabang nehme ich mir 4 Tage Zeit. Ich fahre durch ein Gebiet, welches hauptsächlich von der ethnischen Minderheit Hmong besiedelt ist. Die durchgehend asphaltierte Straße ist mäßig befahren und die Steigungen gut zu bewältigen. I.A. 5 bis 8 % Steigung und nur am ersten Tag nach Kasi gab es Abschnitte bis zu 12%. Das Leben in den Bergdörfer spielt sich auf der durchgehenden Straße ab. Die Dörfer sind ärmlich und Fremden gegenüber sind die Einheimischen misstrauisch. So kam es einige Male vor, dass man mir an einem Verkaufsstand nichts zu essen verkaufen wollte.


Auch Luang Prabang ist eine sehr touristische Stadt, die aber ihren Charme und Stil bewahren konnte. Nicht umsonst ist sie von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt worden. Die Innenstadt weist noch intakte alte Strukturen auf: ganze Straßenzüge und eine Vielzahl von Tempelanlagen, jede einzelne ist sehenswert. Man bemüht sich die Traditionen und das religiöse Leben weiter zu pflegen mit einem Spagat in die Neuzeit. Zudem liegt die Stadt umgeben von einer leicht hügeligen Landschaft am Zusammenfluss vom Nam Khan mit dem Mekong. Also auf meiner Tour eines der weiteren Highlights.


Fotos: Alexander Jung und Olga Wernet



Unsere Radtour startet an der kambodschanischen Grenze bei Poipet. Es gibt nur die Hauptstraße Richtung Battambang und die ist stark befahren. Ab Sisophon wird es ruhiger. Die Kambodschaner sind i.A. sehr rücksichtsvoll gegenüber Radfahrern. Am äußeren rechten Fahrbahnrand muss man immer mit entgegenkommenden, zweirädrigen Fahrzeugen rechnen, was uns ein hohes Maß an Konzentration abverlangte. Die Straße ist auf beiden Seiten gesäumt von einfachen Häusern, Hütten auf Stelzen und Verkaufsständen. Dahinter Bäume, Buschwerk und Reisfelder. Unterwegs sind immer wieder Kinder, die uns mit lautem "Hello" und Winken freundlichst willkommen heißen. Einige Male werden wir von Leuten, die selbst kaum etwas haben, mit Getränken beschenkt!


Battambang ist eine schöne Stadt mit guter touristischer Infrastruktur, ohne von Touristen überlaufen zu sein. Auch die nähere Umgebung hat einiges zu bieten: Phnom Sampeau, eine buddhistische Tempelanlage wunderschön auf einem Karstberg gelegen, ist sehenswert. Eine besondere Attraktion ist der Ausflug von Millionen von Fledermäusen aus einer Höhle unterhalb der Tempelanlage bei anbrechender Dunkelheit. Die Bambusbahn kann man links liegen lassen. Sie ist von ihrem ursprünglichen Ort verlegt worden und dient nur noch der touristischen Bespassung.


Von Battambang nach Siem Reap nehmen wir ein Boot. Die Bootsfahrt ist ein absolutes Highlight dieser Tour. Das Boot fährt durch schmutzig braungrünes Wasser eines Zuflusses des Tonle Sap, vorbei an wackligen Stelzenhäusern und an mit Plastikmüll übersäten Ufern und später an schwimmenden Dörfern.


Wir nehmen uns zwei Tage Zeit, um von Siem Reap aus mit den Fahrrädern, antizyklisch zu den großen Touristenströmen, einige auf dem „petit circuit“ gelegenen buddhistischen Tempelanlagen, u.a. Angkor Wat und Angkor Thom, zu besichtigen.  










Von Luang Prabang fährt ein Slow Boat täglich in einer zweitägigen Tour bis nach Houay Xai. Für Radfahrer wie mich eine ideale Transportmöglichkeit,  weil es in diesem Abschnitt keine Straßen parallel zum Fluss gibt.


Ich müsste große Umwege in Kauf nehmen, um nach Houay Xai zu gelangen. Gegen Ende meiner Tour kommt mir diese Reisevariante sehr gelegen: bin ich doch schon viel mit dem Rad gefahren und die Bootstour ist eine willkommene Beimischung und kontemplative Erholungsphase.


Ich überfahre die Grenze nach Nordthailand bei Huay Xai und beende nach weiteren 4 Tagen meine Radtour in Chiang Mai.



Weitere Fotos und Clips können in der Bildergalerie angeschaut werden.


Alexander Jung








Fakten:



  • Die Gesamtstrecke der Tour betrug ca. 3300 km, davon ca. 400 km Lateritpisten.


  • Die Tagesleistung betrug iM 80 km/Tag.


  • Die max. Tagesdistanz betrug ca. 120 km.


  • Die Steigungen in Bergregionen betrugen auf den asphaltierten Hauptstraßen i.A. bis zu 5 – 8 %, an einigen Stellen auch bis 12%!


  • Gesamte bewältigte Höhe betrug ca.18´200 Hm.


  • Schäden am Fahrrad: keine