Fahrradtour: Extremadura / Andalusien
von Madrid nach Malaga, vom 17.9. bis 4.11.2019
Fotos: Alexander Jung und Olga Wernet
Danach: Weiterfahrt zum Valle de los Caídos, dem faschistischen Denkmal zu Ehren der antirepublikanischen Gefallenen des Bürgerkriegs. Das 152 m hohe Betonkreuz steht wie ein Schwert in der Landschaft und an seinem Fuße befindet sich eine im Berg eingelassene, überdimensionierte, bahnhofsähnliche Basilika mit den sterblichen Überresten von ca. 33,000 Gefallenen. Auch der Gründer der Falange Primo de Rivera und der Caudillo Franco himself wurden dort bestattet, und zwar wie Heilige. Die Architektur der ganzen Anlage ist pompös und erschlagend. Ein typisches Beispiel faschistischer Architektur mit der Besonderheit, dass Franco sich ähnlicher mythologischer Darstellungen wie die der katholischen Kirche bedient.
Von Plasencia aus nehmen wir einen Bus und machen einen Tagesausflug nach Salamanca. Die Stadt hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, an jeder Ecke könnte man auf den Hintern fallen. Die Altstadt ist wunderbar und einheitlich gestaltet mit Verwendung eines gelblichen Sandsteines. Jetzt Ende September ist die Stadt touristisch auch nicht überlaufen. Der Autoverkehr ist aus der Altstadt verbannt, was für die Fußgänger sehr wohltuend ist. Wir haben genügend Zeit, die Hauptsehenswürdigkeiten anzuschauen.
Startpunkt unserer Radtour ist der Internationale Flughafen von Madrid. Gleich nach der Landung schrauben wir unsere Räder zusammen und fahren durch die Peripherie von Madrid nach Mejorada del Campo. Die Fahrt ist äußerst gewöhnungsbedürftig: haben es die Madrileños doch sehr eilig und scheinen Fahrräder auf den Straßen nicht zu kennen...und die Verkehrsführung ist ohne Einbeziehung von Fahrrädern als Verkehrsteilnehmer.
Unser Ziel ist die im Bau befindliche Kathedrale von Don Justo, einem ehemaligen Mönch. Zum Dank für die Genesung von einer schweren Krankheit hat sich Don Justo gelobt, eigenhändig eine Kathedrale zu bauen. Inzwischen ist der Bau schon weit fortgeschritten, obwohl keine Baugenehmigung oder Planung vorliegen soll. Man könnte sagen, die Kathedrale ist das Werk eines Besessenen. Don Justo befindet sich in den 90-igern und vorausschauend hat er bereits in der Krypta sein Grab ausgehoben. Was wird mit der Kathedrale nach seinem Tod passieren?
Unser nächstes Ziel ist El Escorial und das Valle de los Caídos. Dazu müssen wir Madrid durchqueren. Auf Grund der Erfahrung vom Ankunftstag nehmen wir die Cercanía, die Stadtbahn. Wir besichtigen die massive Gebäudeanlage des El Escorial aus rohem, grauen Granit. Es ist ein gewaltiger, großer, massiver Klotz ohne architektonische Eleganz, aber mit der Ausstrahlung von einer auf Ewigkeit ausgelegten Macht der königlichen und katholischen Eliten Spaniens.
Wetterbedingt übernachten wir in dem Benediktiner Kloster, das dem Denkmal angeschlossenen ist. Am nächsten Morgen versuchen wir über Forstwege Richtung Ávila, das Massiv der Sierra de Guadarrama zu umfahren. Unsere App Maps.Me führt uns regelrecht in die Wildnis, d.h. nicht nur dass wir das Gepäck hätten schultern müssen, nein auch die Fahrräder...nun, wir wollen eigentlich keine Trekkingtour, sondern eine Radtour unternehmen! Notgedrungen planen wir um: wir umfahren das Massiv im Südwesten und nehmen eine wenig befahrene Landstraße entlang der Sierra de Gredos Richtung Plasencia.
Wir durchfahren wunderschöne, malerische Orte wie San Martin de Valdeiglesias, Piedralaves, Arenas de San Pedro, Candeleda, Madrigal de la Vera, Villanueva de la Vera. Aber der schöne Schein dieser idyllischen Orte trügt: viele Häuser sind verlassen oder zum Verkauf ausgeschrieben oder sind verunstaltet durch unsachgemäße Instandsetzung. Auffallend viele alte Leute und keine Touristen sind zu sehen, die jungen Leute sind weggezogen. Sobald wir in einem dieser Orte eine Bar für ein Päuschen aufsuchen, werden wir von den Menschen einbezogen...und auf der Landstraße verhalten sich die Autofahrer uns gegenüber rücksichtsvoll und höflich. Wir sind in Spanien angekommen! Auch das Wetter spielt mit: es ist zwar relativ heiß für den Herbst, aber gut erträglich: viel Sonne und klare Sicht.
Wieder zurück besichtigen wir am nächsten Tag Plasencia. Die Stadt braucht einen Vergleich mit Salamanca nicht zu scheuen. Sie ist zwar kleiner und übersichtlicher, weist aber ebenfalls eine wunderschöne, verwinkelte Altstadt auf mit zahllosen, beeindruckend schön, gestalteten Bauwerken.
Über Nebenstraßen fahren wir weiter Richtung Nordwesten. Unser nächstes Ziel sind die Meandros del Rio Alagón. Inzwischen ist es sehr heiß geworden: in der Sonne beträgt die Temperatur 42° C. Trotzdem bleibt die Hitze erträglich wegen der geringen Luftfeuchtigkeit. In La Pesga ist angeblich das einzige Hostal ausgebucht bzw. wir haben den Eindruck, dass es sich nicht lohnt, sich für zwei Radfahrer krumm zu machen. Mit der Zustimmung der Dorfbewohner kampieren wir in einem Korkeichenhain unten am trocken gefallenen Stausee. Eine schönere Aussicht auf die Landschaft hätten wir uns nicht vorstellen können.
Vom Campingplatz in Riomalo de Abajo aus fahren wir über eine steile Ripiopiste zum Mirador Meandros del Rio Alagón. Wir beobachten viele Gänsegeier, die über der Schlucht majestätisch segeln - ohne Flügelschläge - geschickt die Thermik nutzend. Der Fluss ist bis auf ein kleines Rinnsal ausgetrocknet. Die Aussicht ist umwerfend!
Manolo, der Besitzer des Campingplatzes in Riomalo de Abajo, fährt uns am folgendem Tag in das Bergdorf La Alberca, wo er gerade was zu erledigen hat. Es ist zwar nicht weit entfernt, liegt aber 760 Hm oberhalb Riomalo de Abajo. Das Dorf weist noch authentische Strukturen auf, es ist alt und außergewöhnlich. Auch hier sieht man fast nur ältere Menschen aber auch einige Touristen. Der Filmemacher Luis Buñuel hat hier seinen berühmten, dokumentarischen Spielfilm „Las Hurdes - Land ohne Brot“ gedreht. Am späten Nachmittag holt uns Manolo im Dorf wieder ab und fährt uns zum Camping zurück. Diese Hilfsbereitschaft hat uns sehr berührt.
Manolo: Camping in Riomalo de Abajo
Nachdem wir Riomalo de Abajo verlassen haben, geht es erstmal steil rauf und runter durch eine hügelige Landschaft bestehend aus Kiefernwäldern und Olivenhainen. Das anschließende Teilstück ist landschaftlich eintöniger: es ist relativ flach und endlose Olivenkulturen säumen die Landstraße.
In Coría logieren in einem ****Hostal, einem alten Bischofspalais, gleich gegenüber der Kathedrale inmitten der Altstadt.
Auf der Strecke nach Alcántara gibt es fast keinen Verkehr. Der Tag bietet wenig Abwechslung. Fast über die ganze Strecke ist immer dasselbe Landschaftsbild zu sehen: überweidete Viehzuchten mit schattenspendenden Steineichen. Die Landschaft ist relativ flach; trotzdem geht es laufend bergauf und begab. Der Fahrtag ist etwas anstrengend und dröge, auch wegen der gnadenlos brennenden Sonne. Das einzige Highlight heute ist kurz vor Alcántara der Ponte Romano im schönsten Gegenlicht bei untergehender Sonne. Die über 2000 Jahre alte Römerbrücke weist eine Länge von 190m auf und die Fahrbahn verläuft ca. 60m über der Talsohle. Sie dient heute noch dem Verkehr!
Am nächsten Tag erwartet uns eine leichte und abwechslungsreiche Fahrt bis nach Cáceres. Anfangs verläuft die Straße über eine Hochebene mit abgeernteten Feldern, die mit großen Dehesas - Viehweiden mit schattenspendenden Eichenhainen - abwechseln. Und typisch für diese Gegend sind die großen, runden und glatten Granitfelsen, sog. Barruecos, die diese Landschaft prägen. An einem kleinen Stausee sehen wir Ibisse und andere Wasservögel. In Malpartido de Cáceres besuchen wir das Museo Vostell. Es befindet sich in einer ehemaligen Wollwäscherei an einem kleinen aufgestauten See inmitten der Barruecos. Storchennester krönen zum Teil die Barruecos und sind andernorts auf Kirchtürmen und Stangen zu sehen. Das Museum ist einen Besuch wert. Es ist eine schräge und provokante Angelegenheit. Natürlich fehlt Vostells Liebling nicht: der Cadillac. Mit etwas Glück lässt sich zwischen den Barruecos ein einbetonierter Opel Admiral ausmachen...
Vostell hat sich mit dem Museum ein Denkmal gesetzt und ist damit zu den Unsterblichen aufgerückt.
In Cáceres stelle ich fest, dass sich bei mir inzwischen ein gewisses Sättigungsgefühl eingestellt hat. So versetzt es mich nicht mehr so richtig in Erstaunen einen weiteren, schönen, guterhaltenen Altstadtkomplex zu besichtigen, der noch nicht einmal von Touristen überlaufen ist. Auch die prächtigen, alten und repräsentativen Gebäude erzeugen nicht mehr dieses Staunen und Bewundern wie zu Beginn unserer Tour. Ok und wunderbar! Ich lasse mich jetzt mehr von der angenehmen Atmosphäre imprägnieren. Ganz anders ergeht es Olga. Ihre Bewunderung für diese prächtigen Kulturgüter hält unvermindert an.
Auf dem Campingplatz sind heute unsere Nachbarn zwei Radler aus PB (Paderborn): Christiane und Daniel. Sie sind von zu Hause die gesamte Strecke mit dem Rad gefahren! Chapeau! Es ist Freundschaft auf den ersten Blick.
Bis Mérida ist es ein leichter Fahrtag. Tendenziell geht es immer leicht bergab und wegen der parallel verlaufenden Autobahn ist praktisch kein Verkehr auf der Nationalstraße. Geerntete Kornfelder wechseln ab mit großen Dehesas und den typischen schattenspenden- den Eichenbäumen.
Die Besichtigung der kleinen Stadt Mérida ist dann doch wiederum ein Ereignis: sie weist ein großes, gut erhaltenes Erbe aus der römischen Epoche auf. Wie der Circo Romano, das Anfiteatro, das Teatro, das Acueducto, etc. um nur einiges zu benennen.
Nachdem wir Mérida verlassen haben, durchfahren wir flaches Terrain mit Olivenkulturen. Die zugehörige verarbeitende Agroindustrie erzeugt eine penetrante, starke Geruchsbelästigung. Danach geht es weiter durch endlose Weinfelder. Das Angenehme ist, dass es wieder kaum Verkehr gibt. Über kleine Nebenstraßen gelangen wir nach Fería.
Es ist ein kleiner Ort, der sich über einen Berghang ergießt. Untouristisch, trotz phantastischer Lage auf einer Bergkuppe mit einem bewohnbaren Wehrturm und einer überdimensionierten Kirche, die gleichsam wie eine Glucke in der Ansammlung weißer Häuser thront. Von dort oben hat man einen wunderbaren Panoramablick auf die Ebene. Auch der nächste Ort Zafra ist sehr sehenswert. Er weist keine umwerfenden Superlativen auf, aber jede Menge kleiner Dinge, die es zu entdecken gibt, wie z.B. kleine verwinkelte Plätze.
Wir setzen unsere Tour fort durch eine abwechslungsreiche Landschaft von Weiden, abgeernteten Getreidefeldern und in der Landschaft verstreuten Felsen. Es ist grün und sehr hügelig mit vielen kurzen, steilen Anstiegen. In der Luft hängt oft der penetrante Geruch von Schweinen, die in Massentierhaltung gehalten werden. Mittags erreichen wir das Städtchen Jerez de los Caballeros, wo ein Spaziergang durch die Gässchen und die Besichtigung der Sakralbauten eine willkommene Unterbrechung ist. Insbesondere die außergewöhnliche Außengestaltung der Kirchtürme im plateresken Stil sind sehenswert wegen des erkennbaren maurischen Einflusses.
Abends kommen wir in Fregenal de la Sierra an. Dieser Ort – abseits - der Touristenpfade bietet typisches kleinstädtisches Flair und kann sich stolz einer Templerfestung mit einer eingebauten Stierkampfarena rühmen. Gleich daneben liegt die interessant gestaltete Plaza umgeben von Häusern unterschiedlichster Baustile und Epochen.
Inzwischen ist Halbzeit: wir verlassen Extremadura, um in Andalusien weiter zu fahren. Eichenwälder wechseln mit Viehweiden ab. Auf der Straße sind längere Anstiege zu bewältigen, die mit langen Abfahrten belohnt werden. In Fuenteheridos richten wir uns in einem lauschigen Campingplatz inmitten eines Kastanienhains ein. Von hier aus unternehmen wir eine Tagestour nach Aracena und besichtigen die Gruta de las Maravillas, eine gewaltige Tropfsteinhöhle und das Castillo mit einer Templerkirche. Wo man auch hintritt, die alten Steine sind Zeugnisse einer ruhmreichen und stolzen Vergangenheit.
Über kleine Nebenstraßen und Ripiopisten fahren wir weiter nach Zufre, einem kleinen Bergnest. Von einer Promenade hoch über dem Tal hat man einen panoramaartigen Blick auf die wunderbare Landschaft. Kegelige Hügel mit Kork- und Steineichenhainen und dazwischen eingebettet liegt der blaue Stausee Embalse de Zufre im Parque Natural de la Sierra de Aracena y Picos de Aroche. Wir umfahren den Stausee auf kaum befahrenen Sträßchen, die durch Eichenhaine und Viehweiden führen. Auf den Viehweiden drängeln sich massenweise die armen schwarzen Schweine, die später als spanischer Schinken Jamón Ibérico von den Decken der Bars hängen. Die Kulturlandschaft ist überwältigend und zählt zu den bisher schönsten.
Unser nächstes Ziel Sevilla erreichen wir zwei Tage später. In der Altstadt teilen wir uns für 4 Tage ein Appartement mit den beiden Radfahrern aus PB, die wir zuvor in Cáceres kennengelernt haben. Sevilla gefällt uns besonders, weil es eine lebendige, quirlige Stadt mit vielen touristischen und kulinarischen Angeboten ist. Wir beschränken uns auf einige Highlights unter den Sehenswürdigkeiten. Insbesondere finde ich den Parasol, eine pilzartige Holzkonstruktion, die gleichzeitig als Panoramaplattform dient, besonders sehenswert. Er ist ein neues Wahrzeichen der Stadt und ein regelrechter Superlativ, der neben den alten Steinen Sevillas gut bestehen kann.
Wir verlassen Sevilla und fahren durch endlose Orangenplantagen, die mit Baumwollfeldern oder anderen abgeernteten landwirtschaftlichen Flächen abwechseln. Der Fahrtag ist ziemlich ereignislos, aber wir kommen schnell vorwärts und machen Strecke. Im Prinzip fahren wir flussaufwärts in dem topfebenen Schwemmtal des Guadalquivir. In Almodóvar del Rio machen wir nur kurz eine Pause und bewundern die phantastische Lage der Festung auf dem Hügel. Von dort aus ist Córdoba nicht mehr weit.
Córdoba beeindruckt durch eine Vielzahl interessanter und einzigartiger Sehenswürdigkeiten. Vor allem die Mesquita-Catedral. Leider ist die Stadt, genauso wie Sevilla, im Griff des Massentourismus. Zum Glück sind wir nicht im Sommer hier!
Über kaum befahrene Nebenstraßen setzen wir unsere Tour fort in Richtung Castro del Rio, bzw. Baena. Heute gibt es ein neues Landschaftsbild: sanfte hügelige Hochebenen mit phantastischen Weitblicken auf Olivenbaumkulturen und abgeerntete Felder. Es ist ein kühler Tag. Die Wolken hängen tief und verleihen der Landschaft ein dramatisches Aussehen mit der durch die Zwischenräume scheinende Sonne. Es geht laufend rauf und runter. Es ist wieder ein besonders ereignisvoller Fahrtag. Ca. 10 km vor Baena werden wir von einem heftigen Gewitter überrascht und flüchten in den Schutz zweier Betonröhren, um den Schauer - mit Starkregen, Hagel, Blitz und Donner - abzuwettern.
Ab Baena fahren wir auf einer Via Verde, einer ehemaligen Bahntrasse, weiter. Angenehm ist, dass die Steigungen moderat sind. Das Wetter bleibt regnerisch und kühl. Wieder gibt es großartige Aussichten auf die Landschaft: Olivenbäume überall soweit das Auge reicht. Weiße Ortschaften schmiegen sich an Hänge und bilden einen Teil dieser einzigartigen Kulturlandschaft. Besonders schön liegt das Örtchen Zuheros mit einem Castel.
Bei Iznájar übernachten wir in einem Hostal direkt an der Durchgangsstraße unterhalb des Ortes. Unser Zimmer liegt direkt über der Bar, wo bis in den frühen Morgen gefeiert wird. Am nächsten Morgen steigen wir gerädert auf unsere Räder und fahren weiter nach Antequera. Von Antequera aus besichtigen wir die Hügelgräber Menga und Viera. Diese Dolmen sind beeindruckende Zeugnisse, dass diese Gegend bereits von Kelten in der Steinzeit besiedelt war.
Unser nächstes Ziel ist die Garganta del Chorro, wo wir den Caminito del Rey durchwandern wollen. Die Landschaft ist jetzt gebirgig. Auf schmalen Straßen mit wechselnden Oberflächen geht es weiter zwar tendenziell abwärts, aber immer wieder gibt es kurze und extreme Anstiege. Kurz vor der Garganta del Chorro hat Olgas Rad einen Platten. Mit mehrmals Aufpumpen schaffen wir es noch bis zum Campingplatz, wo ich den Reifen in Ruhe flicken will. Auf dem Weg dorthin kommen wir an dem Schluchtausgang vorbei und sind von der „inszenierten“ Landschaft mit der Brücke und dem Gemsensteig begeistert.
Am nächsten Morgen, vor öffnen der Kasse, fahren wir mit unseren Rädern noch bei Dunkelheit los, um dann zu Fuß durch einen dunklen Stollen zum Eingang der Schlucht zu gelangen. Wir hoffen, aus dem Kontingent der stornierten Vorbuchungen, Tickets für den Camenito del Rey zu erhalten. Es klappt und die anschließende Wanderung durch die Schlucht gehört mit zu den stärksten Eindrücken dieser Radtour.
Bis Ronda, unserer nächsten Etappe, ist es nicht mehr weit. Der Verkehr hat inzwischen spürbar zugenommen. Bisher sind wir davon verschont geblieben. Die Landschaft bleibt reizvoll. Sie ist hügelig und geprägt durch untergepflügte Felder großer agrarindustrieller Betriebe. Tendenziell geht es leicht bergauf und kurz vor Ronda müssen wir nochmals kräftig in die Pedale treten.
Ronda ist ein „must go“. Die Lage der Stadt am Rande der Abbruchkante einer Hochebene ist einzigartig. Genauso einzigartig ist das, was die Menschen dieser Stadt über Jahrhunderte baulich gestaltet und geschickt für ihre Bedürfnisse nach Schutz und Kontinuität geschaffen haben. Das ganze Ensemble der Altstadt wirkt behutsam in die Landschaft eingebettet.
Langsam nähern wir uns unserem Ziel: Málaga. Zuvor müssen wir nochmals über die Berge fahren. Wir nehmen die wenig befahrene, schmale Bergstraße nach El Burgo. Es sind bisher die schönsten Landschaftsbilder, die wir noch kurz vor Schluss einsaugen dürfen. Auf den alpin anmutenden Pässen haben wir das Glück eine Herde seltener Cabras Montés (eine endemische Steinbockart) zu beobachten.
Der Straßenbelag ist schlecht, aber für Radfahrer bestens geeignet, um Verkehr fern zu halten. Die Abfahrt gestaltet sich recht angenehm: sie ist lang und steil. Danach verläuft die Strecke in der Ebene mit leichten Aufs und Abs bis Málaga. Je mehr wir uns der Stadt nähern, desto unangenehmer wird das Fahren auf der Straße, bedingt durch den zunehmenden Verkehr. Die Einfahrt in Málaga ist dann richtig stressig: es gibt viel Verkehr und keine Seitenstreifen mehr für Fahrräder. Unser letztes Hostal erreichen wir trotzdem gut und ohne nennenswerte Zwischenfälle.
Zum Schluss ist noch anzumerken, dass die spanischen Autofahrer außerhalb der großen Städte besser sind als ihr schlechter Ruf. I.A. haben sie uns immer vorsichtig und mit sicherem Abstand überholt, so dass wir nie verunsichert waren. Auf den Land-, bzw. Nebenstraßen gibt es wenig Verkehr und sie sind zum Radfahren bestens geeignet. Oft gibt es einen speziellen Fahrstreifen für Zweiräder neben der Fahrbahn.
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Alexander Jung
Fakten:
- die Gesamtstrecke betrug ca. 1800 km
- die längste Tagestour ca. 90 km
- Durchschnittliche Höhenmeter: ca. 700 Hm/Tg
- Schäden an den Fahrrädern: 1 platter Reifen (O)
- Verwendete App: Maps.Me nur eingeschränkt für Spanien zu empfehlen
- Straßenkarten M 1:400´000 von Michlin:
576 Extremadura
578 Andalusien